Diversity – Worin liegt eigentlich das Problem?

Diversity beschreibe ich jetzt mal als Gleichzeitigkeit. Etwas ist gleichzeitig da und gleichzeitig unterscheidet es sich dabei. Bei diesen Unterschieden sind zum einen die Diskriminierungs-Klassiker wie Geschlecht, Hautfarbe, Alter und körperliche Erscheinung zu finden. Oder das kann auch einfach ausgesprochen „anders“ aussehende Kleidung sein, die auf eine bestimmte Zugehörigkeit einer Person schließen lässt, wie etwa eine religiöse Gruppe, eine bestimmte Form von Lifestyle oder eine Gehaltsklasse. Ein Teil von Diversity ist also alles was wir sehen können und daraufhin anfangen zu deuten.

Zum anderen kann Diversity alles sein, was wir nicht sehen, aber dennoch wahrnehmen können. Beispielsweise Hierarchie-Unterschiede, Sprache, sexuelle Orientierung, Werte, Erfahrungen, Meinungen. Und um es ein bisschen auf die Spitze zu treiben: der Wohnort, die Lieblings-Kaffeesorte, die Wohlfühltemperatur. Das ist ja fast alles, wird der eine oder andere jetzt denken. Stimmt. Diversity ist nicht die Ausnahme, es ist der absolute Standard. Im Grunde gibt es keinen Raum ohne Diversity, einfach schon allein deshalb nicht, weil wir nicht die Star Wars Klon-Krieger sind, sondern eher ein Universum voller Einzelwesen, die sich in kleinen Horden organisieren.

Am liebsten ja mit Gleichgesinnten. Und Gleichaussehenden. Im gleichen Alter. Mit der gleichen Meinung und der gleichen sexuellen Orientierung. Natürlich auch Kaffeetrinker. Und ich sag mal so, wenn wir die gleiche Wohlfühltemperatur haben, ist es viel schöner im Büro. Also eigentlich wären wir am liebsten mit uns selbst zusammen, immer und überall. Die anderen sind ja eh komisch, oder? Erwischt?

Die Herausforderung mit der Diversity ist nicht, dass einer anders ist, denn alle sind in ihren Eigenarten gemeinsam mit Vielen auf diese Weise „anders“. Die Herausforderung von Diversity ist die Gleichzeitigkeit unterschiedlicher Formen von „Anders“ im selben Raum: das wir gleichzeitig im selben Büro, im selben Haus, im selben Land, ja sogar am selben Familientisch sitzen (ich darf an dieser Stelle kurz an Weihnachten erinnern) – und uns unterscheiden, während wir davon ausgehen, wir wären eine Horde von Gleichen.
Das Problem mit Diversity? Die Illusion von Gleichheit ? während einer Realität von Gleichzeitigkeit.

Und noch ein kleines Rätsel zum Wochenende: Wenn ich anders bin als du, wer von uns beiden ist dann anders?